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1. |
Totentanz
09:07
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Der Türmer, der schaut zu Mitten der Nacht
Hinab auf die Gräber in Lage;
Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht;
Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.
Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:
Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann,
In weißen und schleppenden Hemden.
Das reckt nun, es will sich ergetzen sogleich,
Die Knöchel zur Runde, zum Kranze,
So arm und so jung, und so alt und so reich;
Doch hindern die Schleppen am Tanze.
Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebeut,
Sie schütteln sich alle, da liegen zerstreut
Die Hemdlein über den Hügeln.
Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein,
Gebärden da gibt es vertrackte;
Dann klippert's und klappert's mitunter hinein,
Als schlüg' man die Hölzlein zum Takte.
Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor;
Da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr:
Geh! hole dir einen der Laken.
Getan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell
Nun hinter geheiligte Türen.
Der Mond, und noch immer er scheinet so hell
Zum Tanz, den sie schauderlich führen.
Doch endlich verlieret sich dieser und der,
Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher,
Und, husch, ist es unter dem Rasen.
Nur einer, der trippelt und stolpert zuletzt
Und tappet und grapst an den Grüften;
Doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt.
-Totentanz!-
Schon trübet der Mond,
-Totentanz!-
Sich verschwindenden Scheins,
-Totentanz!-
Die Glocke, sie donnert
-Totentanz!-
Ein mächtiges Eins.
Er wittert das Tuch in den Lüften.
Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück,
Geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück,
Sie blinkt von metallenen Kreuzen.
-Totentanz!-
Schon trübet der Mond,
-Totentanz!-
Sich verschwindenden Scheins,
-Totentanz!-
Die Glocke, sie donnert
-Totentanz!-
Ein mächtiges Eins.
Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht,
Da gilt auch kein langes Besinnen,
Den gotischen Zierat ergreift nun der Wicht
Und klettert von Zinne zu Zinnen.
Nun ist's um den armen, den Türmer getan!
Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan,
Langbeinigen Spinnen vergleichbar.
Der Türmer erbleichet, der Türmer erbebt,
Gern gäb er ihn wieder, den Laken.
Da häkelt – jetzt hat er am längsten gelebt –
Den Zipfel ein eiserner Zacken.
-Totentanz!-
Schon trübet der Mond,
-Totentanz!-
Sich verschwindenden Scheins,
-Totentanz!-
Die Glocke, sie donnert
-Totentanz!-
Ein mächtiges Eins.
Und unten zerschellt das Gerippe.
(Johann Wolfgang von Goethe)
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2. |
Abschied
05:29
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Du füllst mich an wie Blut die frische Wunde
Und rinnst hernieder seine dunkle Spur,
Du dehnst dich aus wie Nacht in jener Stunde,
Da sich die Matte färbt zur Schattenflur,
Du blühst wie Rosen schwer in Gärten allen,
Du Einsamkeit aus Alter und Verlust,
Du Überleben, wenn die Träume fallen,
Zuviel gelitten und zuviel gewusst.
Entfremdet früh dem Wahn der Wirklichkeiten,
Versagend sich der schnell gegebenen Welt,
Ermüdet von dem Trug der Einzelheiten,
Da keine sich dem tiefen Ich gesellt;
Nun aus der Tiefe selbst, durch nichts rühren,
Und die kein Wort und Zeichen je verrät,
Musst du dein Schweigen nehmen,
Abwärtsführen zu Nacht und Trauer und den Rosen spät.
Manchmal noch denkst du dich - die eigene Sage -
Das warst du doch -? ach, wie du dich vergaßt!
War das dein Bild? war das nicht deine Frage,
Dein Wort, dein Himmelslicht, das du besaßt?
Mein Wort, mein Himmelslicht, dereinst besessen,
Mein Wort, mein Himmelslicht, zerstört, vertan -
Wem das geschah, der muss sich wohl vergessen
Und rührt nicht mehr die alten Stunden an.
Ein letzter Tag - spätglühend, weite Räume,
Ein Wasser führt dich zu entrücktem Ziel,
Ein hohes Licht umströmt die alten Bäume
Und schafft im Schatten sich ein Widerspiel,
Von Früchten nichts, aus Ähren keine Krone
Und auch nach Ernten hat er nicht gefragt -
Er spielt sein Spiel, und fühlt sein Licht und ohne
Erinnern nieder - alles ist gesagt.
(Gottfried Benn)
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3. |
Der Schiffbrüchige
09:15
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Hoffnung und Liebe! Alles zertrümmert!
Und ich selber, gleich einer Leiche,
Die grollend ausgeworfen das Meer,
Lieg ich am Strande,
Am öden, kahlen Strande.
Vor mir woget die Wasserwüste,
Hinter mir liegt nur Kummer und Elend.
Oh, du dunkle Sonne, wie oft,
Entzückend oft, trank ich aus dir
Die wilden Begeistrungsflammen.
Und über mich hin ziehen die Wolken,
Die formlos grauen Töchter der Luft,
Die aus dem Meer, in Nebeleimern,
Das Wasser schöpfen,
Und es mühsam schleppen und schleppen,
Und es wieder verschütten ins Meer,
Ein trübes, langweil′ges Geschäft,
Und nutzlos, wie mein eignes Leben.
Oh, du dunkle Sonne, wie oft,
Entzückend oft, trank ich aus dir
Die wilden Begeistrungsflammen.
Die Wogen murmeln, die Möwen schrillen,
Alte Erinnrungen wehen mich an,
Vergessene Träume, erloschene Bilder,
Qualvoll süße, tauchen hervor.
Es lebt ein Weib im Norden,
Ein schönes Weib, königlich schön.
Die schlanke Zypressengestalt.
Umschließt ein lüstern weißes Gewand;
Die dunkle Lockenfülle,
Wie eine selige Nacht,
Von dem flechtengekrönten Haupt sich ergießend,
Ringelt sich träumerisch süß
Um das süße, blasse Antlitz;
Und aus dem süßen, blassen Antlitz,
Groß und gewaltig, strahlt ein Auge,
Wie eine dunkle Sonne.
Oh, du dunkle Sonne, wie oft,
Entzückend oft, trank ich aus dir
Die wilden Begeistrungsflammen.
Und stand und taumelte, feuerberauscht –
Dann schwebte ein taubenmildes Lächeln
Um die hochgeschürzten, stolzen Lippen,
Hauchten Worte, süß wie Mondlicht,
Und zart wie der Duft der Rose –
Und meine Seele erhob sich
Und flog, wie ein Aar, hinauf in den Himmel!
Oh, du dunkle Sonne, wie oft,
Entzückend oft, trank ich aus dir
Die wilden Begeistrungsflammen.
Schweigt, ihr Wogen und Möwen!
Vorüber ist alles, Glück und Hoffnung,
Hoffnung und Liebe!
Ich liege am Boden.
Ein öder, schiffbrüchiger Mann,
Und drücke mein glühendes Antlitz
In den feuchten Sand.
Oh, du dunkle Sonne, wie oft,
Entzückend oft, trank ich aus dir
Die wilden Begeistrungsflammen.
Oh, du dunkle Sonne, wie oft,
Entzückend oft, trank ich aus dir
Die wilden Begeistrungsflammen.
Schweigt, ihr Wogen und Möwen!
Vorüber ist alles, Glück und Hoffnung,
Hoffnung und Liebe!
Ich liege am Boden.
Ein öder, schiffbrüchiger Mann,
Und drücke mein glühendes Antlitz
In den feuchten Sand.
(Heinrich Heine)
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